Die inneren Antreiber sind interne Stressoren, dass heisst innere Ursachen von Stress. Es ist nicht so, dass nur äussere Faktoren für Stress verantwortlich sind. Oft sind es unsere Glaubenssätze, die uns das Leben schwer machen. Und eben die inneren Antreiber.
Ich habe ja schon über den inneren Antreiber „Mach schnell“ geschrieben. Er ist nur einer von 5 inneren Antreiber, die uns heute das Leben schwer machen können. Aber sie machen uns nicht nur das Leben schwer, sie können – wenn richtig eingesetzt – unser Leben auch positiv beeinflussen. Wie immer kommt es auf die Dosis an. Oder anders formuliert:
Steuert der Innere Antreiber dich oder du den inneren Antreiber? Wer hat die Kontrolle?
Perfektionismus - fluch oder segen?
Manche Menschen sind ordentlicher als andere. Das sind unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale (unordentlich vs. ordentlich). Doch ordentlich zu sein bedeutet nicht zwingend, dass man perfektionistisch ist.
Perfektionismus äussert sich zum Beispiel durch:
- Überpünktlichkeit
- Extreme Ordnung
- Geringe bis keine Fehlertoleranz
- Stets „perfekt“ gekleidet
- "Nur das Beste ist gut genug"
- Anspruch, dass XY und YZ stets zusammenpassen müssen – sei das in der Kleidung oder in der Lektüre oder in der Musik oder beim Kochen…
- überhöhte Ansprüche an andere ("Das macht man doch so nicht...")
Der Perfektionismus hat dabei auch gute Seiten:
- Du bist sehr gründlich
- Du bist stets pünktlich
- Es ist stets aufgeräumt
- Du lieferst sehr hohe Qualität ab
Aber – und du ahnst es – der Perfektionismus hat auch seine Schattenseiten:
- Wenn du es nicht perfekt abliefern kannst, lässt du es ganz sein
- Du verschwendest viel Zeit um etwas perfekt abzuliefern, und dabei hätte 80% auch gereicht
- Deine Fehlertoleranz gegenüber anderen ist sehr gering
- Unordnung triggert dich ausserordentlich
- Deine Ansprüche an andere sind ausserordentlich überhöht
- du bist schwer zufriedenzustellen (neigst evtl. zum Nörglen)
All die oben erwähnten Punkte verursachen Stress - ohne dass von Aussen ein Einfluss herrscht.
Intellektuell magst du sogar alles verstehen, was ich soeben geschrieben habe. Aber du scheinst nicht „aus deiner Haut“ zu kommen, sprich deine Emotionen und dein Verhalten ändern zu können. Um dein Gedankenmuster und somit dein Verhaltensmuster zu ändern musst du zuerst verstehen, woher dieser Innere Antreiber namens „sei perfekt“ entstanden ist:
Dieser Innere Antreiber ist in deiner Kindheit entstanden, in deiner „vulnerablen Phase“. Das heisst, als du noch klein warst (maximal 7 Jahre alt). Negative Stimmungen deiner Eltern hast du dabei auf dich bezogen, wie z.B.:
Die Mutter kommt erschöpft nach Hause. Du willst spielen, doch sie winkt nur müde ab und sagt, du sollst alleine spielen. Als 6-jähriges Kind kannst du noch nicht verstehen, dass sie müde ist und diese Ablehnung fürs Spiel nichts mit dir zu tun hat. Sondern du deutest dieses „Nein“ als „Mami hat mich nicht gern“. Und das verursacht Angst.
Unbewusst versuchst du nun mit einer Massnahme, Mutter für dich zu gewinnen. Zum Beispiel indem du ihr beim Ausräumen der Tasche hilfst (du hast nämlich bemerkt, dass sie immer lächelt, wenn du das tust). Oder ihr beim Kochen hilfst. Das ist eine sogenannte Coping-Strategie: Eine Strategie, mit dem du die Situation zu bewältigen versuchst.
Aus dieser Coping Strategie entwickelt sich dann der innere Antreiber – du versuchst Situationen, an denen du Angst verspüren könntest, schon vorher mittels hoher „Dienstleistung“ oder eben Perfektionismus zu entschärfen. Perfektionismus, indem du überhaupt keine Fehler machst (und somit keinen Zorn auf dich ziehst), aber auch Perfektionismus, weil du eine Person entlastest durch deine Hilfsbereitschaft.
Die Ausprägungen sind dabei sehr unterschiedlich und zahlreich.
Falls du dich hier erkennst: Heute darfst du als Erwachsenen-Ich eingreifen, wenn du bemerkst, dass dein Perfektionismus dir schadet und deine Bedürfnisse mit Füssen tritt. Stress ist ein Zeichen, dass genau das passiert.
Ist so einfach gesagt, nicht wahr? Ich unterstütze dich dabei gerne. Denn die Lösung ist dabei so individuell wie die Situation, die sie ausgelöst hat.