Einer der inneren Antreiber, die vor allem Frauen in sich tragen, ist der „Falle nicht negativ auf“.
Das äussert sich oft durch
- Extrem hohe Hilfsbereitschaft
- Dem hohen Widerstand, jemandem die Meinung zu sagen
- Nein zu sagen
- Streit zu schlichten statt ihn auszustehen
- Hoher Harmoniebedürftigkeit
- Hoher Gutmütigkeit / Bereitschaft, etwas schön zu reden (um dem Streit/der Konfrontation/dem Konflikt aus dem Weg zu gehen)
Die guten Seiten dieses inneren Antreibers
Natürlich hat der innere Antreiber namens „Streng dich an“ seine guten Seiten:
- Du bist sehr sozial
- Du bist sehr hilfsbereit
- Du bist sehr beliebt (weil hilfsbereit)
- Leute reden gerne mit dir
- Du hörst gut zu
Aber – und du ahnst es – es gibt auch hier Schattenseiten:
- Du wagst es nicht, Nein zu sagen und Arbeit / Gefallen abzulehnen
- Du wirst öfters ausgenutzt
- Deine Bedürfnisse werden von anderen gerne mit Füssen getreten (weil du selber dies selber zu oft machst)
- Bei Beförderungen wirst du ignoriert
- Du bekommst oft die unbeliebten Arbeiten welche die anderen nicht haben wollen
- Leute respektieren deine Grenzen nicht (weil sie oft auch nicht kommuniziert werden)
Grenzüberschreitungen = Stress
Ein Beispiel gefällig?
Du hast eine Nachbarin, die dich immer wieder kontaktiert und fragt, was du am Wochenende so tust. Mit der Absicht, sich dann „anzuhängen“. Sobald sie nämlich merkt, dass du Pläne hast, bei denen sie nicht Teil davon sein kannst, hört die Kommunikation schlagartig auf. Kein Nachfragen, kein Interesse an dir. Sie lädt sich auch immer wieder selber bei dir ein. Und du getraust dir nicht, ihr zu sagen, dass sie nicht eingeladen ist und somit nicht erscheinen darf. Du versuchst ihr immer mehr auszuweichen, statt ihr mal klipp und klar zu sagen, dass du ihre Fragerei und Sich-selber-einladen als Übergriffe in deine Privatsphäre verstehst.
Intellektuell magst du sogar alles verstehen, was ich soeben geschrieben habe. Aber du scheinst nicht „aus deiner Haut“ zu kommen, sprich deine Emotionen und dein Verhalten ändern zu können. Um dein Gedankenmuster und somit dein Verhaltensmuster zu ändern musst du zuerst verstehen, woher dieser Innere Antreiber namens „falle nicht negativ auf“ entstanden ist:
Dieser Innere Antreiber ist in deiner Kindheit entstanden, in deiner „vulnerablen Phase“. Das heisst, als du noch klein warst (maximal 7 Jahre alt). Negative Stimmungen deiner Eltern hast du dabei auf dich bezogen, wie z.B.
Deine Eltern holen dich ab (von der Kita/von den Grosseltern) und fahren mit dir nach Hause. Beide sind geschafft vom anstrengenden Tag. Du bist ganz aufgeregt sie wieder zu sehen und plapperst fröhlich vor dich hin und möchtest ihnen deinen ganzen Tag erzählen. Du bist ganz aufgekratzt – denn schliesslich warst du einen ganzen Tag (!) von ihnen getrennt.
Du überhörst in deiner Euphorie die Bitten deiner Eltern, ein bisschen leiser zu sein. Und dass ihr zuhause alles besprechen könnt. Du plapperst einfach weiter. Bis dann der Mutter/dem Vater ein „Hergott nochmal, sei mal still!“ raus rutscht. In einem scharfen Ton. Du erschrickst und bist sofort still – und eingeschüchtert.
Als Kind kannst du intellektuell noch nicht verstehen, dass dies eine „emotionale“ Aussage aufgrund der Erschöpfung ist. Sie hat nichts damit zu tun, dass sie dich nicht lieb haben. Aber als genau das nimmst du es wahr: Wenn du laut bist, lieben sie dich nicht mehr / sind sie wütend. Nur wenn du leise bist oder nicht aneckst, lieben sie dich. Das wird deine Coping Strategie.
Aus dieser Coping Strategie entwickelt sich dann der innere Antreiber – du versuchst Situationen, an denen du Angst verspüren könntest, schon vorher mittels Harmonie zu entschärfen. Du versuchst alles was Konflikte hervorrufen könnte, zu vermeiden. Du versuchst stets, einen Streit zu schlichten. Du hasst es, jemanden zu konfrontieren und diese Ich-mag-dich-nicht vom Gegenüber auszuhalten.
Falls du dich hier erkennst: Heute darfst du als Erwachsenen-Ich eingreifen, wenn du bemerkst, dass dein innerer Antreiber dir schadet und deine Bedürfnisse mit Füssen tritt.
Ist so einfach gesagt, nicht wahr? Ich unterstütze dich dabei gerne. Denn die Lösung ist dabei so individuell wie die Situation, die sie ausgelöst hat.